Rennstrecke

Renn-Saison 2024

Die Renn-Saison verlief für mich durchaus gut. Für andere leider nicht. (Titel-Foto: Reinhardt Schmidt)

Armin

So oft werden Pläne durchkreuzt. Da die Zylinderkopfdichtung an meiner Yoshimura-400-FOUR schon länger schwitzt, und der Motorseit 2008 ungeöffnet im Renn-Einsatz läuft, wollte ich ihn im vergangenen Winter eigentlich zerlegen, durchsehen, alles was nicht mehr ganz ok ist tauschen, und sorgfältig wieder aufbauen. Bevor mir etwas um die Ohren fliegt. Auch einige Umbauten hatte ich noch auf der Liste. Fiese Krankheitserreger und familiäre Angelegenheiten machten mir einen Strich durch die Rechnung. Also musste der bewährte Renner sich nach dem Motto „never change a running System“ mit einer gründlichen Inspektion samt Ölwechsel begnügen. Zumal ich die Kupplungsprobleme ja in der vergangenen Saison in den Griff bekommen hatte.

Über den Terrassen-Möbeln liegt noch die Winterplane, der Renner ist schon startklar.

Tatsächlich stand Oschersleben seit etlichen Jahren endlich mal wieder auf der Veranstaltungsliste. Ago fragte mehrfach nach, ob wir dort nicht an den Start gehen sollten, da er den Kurs gerne mal wieder unter die Rennreifen nehmen würde. Ging mir auch so, schließlich hatte ich dort viele schöne Renntermine erlebt. Aber der Termin war sehr früh im Jahr, also sehr unsicher das Wetter betreffend. Und ich war noch eingespannt, konnte die Zeit nicht freischaufeln um die Honda rechtzeitig startklar zu machen. Somit war der ‚Kölner Kurs‘ am Nürburgring wieder die erste Veranstaltung für uns. Nach der Durchsicht ließ ich die Honda meine Einfahrt runter rollen, und sie sprang sofort auf den ersten Metern an, als hätte es keinen Winter gegeben. So mag ich das!

Zwei niederländische und ein hessischer Triple-Treiber beim Fachsimpeln. Es ist immer wieder nett mit den Jungs von Lowland-Triples...
…und Rob-North-Triples mochte ich schon immer.

Ago kam wieder zu mir, wir machten uns einen netten Abend, und am anderen Tag ging es gemeinsam Richtung Eifel. Die Veranstaltung war sehr kompakt organisiert, am Spätnachmittag Einzug ins Fahrerlager, Aufbau, Papier- und Technische Abnahme. Ein Absacker-Bier nach dem Essen und ab in die Koje. Anderntags dann ein Trainings- und zwei Wertungsläufe, alles eng getaktet.

Und wie lief’s bei Dir?
Die Honda lief top. (Foto: Klinkhammer/Promegger)

Die Honda lief prima, aber Ago’s Triple wollte nicht so richtig. Die Fehlersuche brachte Dreck in der Schwimmerkammer und einer Düse zum Vorschein, außerdem hatte ein Vergasergummi unter den harten Anforderungen im Rennbetrieb kapituliert. Also nahm Ago am Abend ein wenig Arbeit mit nach Hause.

Hier bleibt zu hoffen, dass der Zylinder durch den Riss keine Nebenluft gezogen und der Kolben dadurch Schaden genommen hat.

Die Termine in Most und Colmar Berg ließen wir beide sausen, somit war Schotten der nächste Renntermin für mich. Ago wohnt dort zwar sozusagen um die Ecke, aber mit der Trident auf diesen Kurs zu gehen, ist wenig passend, sie ist für den kurzen engen Stadtkurs völlig übermotorisiert. Und ich habe dort erstmals meine CB72 gefahren, nachzulesen in einem Extra-Beitrag.

Danach stand Schleiz auf dem Plan. Am Tag vor der Abreise wechselte ich noch schnell einen Gabel-Simmering der ölte. Am anderen Morgen war plötzlich ein großer Ölfleck auf der Hebebühne. Eine deutliche Ölspur führte hinten von der Zylinderkopfdichtung auf das Kurbelgehäuse über die Ölpumpe und den Öldruckschalter hinunter zur Ölwanne. Und ich war nicht sicher, ob es ab dem Öldruckschalter mehr Öl war. Vorsichtshalber packte ich Ersatz ein und machte mich auf den Weg nach Schleiz.

Schnell noch den Simmering wechseln.

Offen gestanden hatte ich zu Schleiz eine etwas ambivalente Stimmungslage. Nicht nur dass die Fahrerlager-Organisation im letzten Jahr sehr zu wünschen übrig ließ. Auch ist es für mich der Termin mit der längsten Anfahrt. Bei meinem allerersten Besuch in Schleiz war der erste ortsansässige Mensch dem ich dort begegnet bin, ein junger Skinhead der ein T-Shirt mit Nazi-Symbolen trug, sowas prägt sich ein. Und die Landtagswahl mit dem erwartet üblen Ergebnis war diesmal noch keine Woche her.

Der Eingangsbereich zum Fahrerlager wird neu gestaltet.

Andererseits ist der Kurs in Schleiz nach dem Nürburgring meine Lieblingsstrecke. Ein toller Kurs über sonst öffentliche Straßen, für Rennwochenenden abgesperrt. Bergauf, bergab, stellenweise sehr schnell, dann wieder enge Kurven, durch Wiesen und Felder. Genau das was ich beim Fahren liebe. Sehr schön, aber auch sehr anspruchsvoll zu fahren. Man muss ihn nach und nach lernen, sollte ihn nicht unterschätzen. Und der Streckenbetreiber bemühte sich inzwischen tatsächlich auch um Besserung. Der Eingang zum Fahrerlager wird gerade neu gestaltet, es gibt ein neues Gebäude mit wirklich sehr guter Sanitäranlage. Außerdem hatte man das Fahrerlager provisorisch vergrößert, um Platzkonflikte und Enge wie im vergangenen Jahr zu vermeiden.

Die übliche Schlange vor der technischen Abnahme.

Ich trudelte vor Ago ein und baute schon mal auf, wobei ich schon mit einem sehr böigen Wind zu kämpfen hatte. Als wir dann Ago’s Pavillion aufbauten kam eine heftige Windbö und wirbelte ihn samt Gestänge auf ein benachbartes Auto. Beulen, Lackschaden und ein zerstörtes Pavillion-Gestänge waren die Folge. Und dann stellte sich auch noch heraus, dass er die Startmaschine vergessen hatte. Wir ließen uns die Laune trotzdem nicht vermiesen. Papierabnahme und Technische Abnahme waren dank des guten Orga-Teams schnell erledigt.

Es geht auch mit nur einem Pavillion.

Ein Gang durch’s Fahrerlager bot Sehenswertes. Es starteten an diesem Wochenende nämlich nicht nur die DHM-Fahrer, sondern u. a. auch die Teilnehmer der IHRO und des Camathias-Cup. In beiden Rennserien ist hochkarätiges Material unterwegs.

In der IHRO wird…
…hochkarätiges klassisches Material…
…besonders engagiert…
…bewegt.
Diese phantastisch aufgebaute Triumph hatte wegen einer abgeplatzen Ölleitung einen Ausrutscher. Fahrer und Maschine blieben aber ohne nennenswerte Schäden.
In der IHRO sind besonders viele englische Eintöpfe vertreten.
Im Camathias-Cup fuhren tatsächlich zwei Trident-Gespanne mit. Die wirkliche Überraschung waren für mich aber die blutjungen Schrauber am Zollschlüssel. Nachwuchs der hoffen lässt.
Und noch ein Triple mit junger Betreuung.
Da schaut auch der Engländer-Spezialist interessiert genauer hin.
Historische Renngespanne sind meist hochindividuell gebaut…
…und verfügen über edles Motorenmaterial. Nourish-Weslake-Vierventil-Triumph-Motoren sieht man nicht alle Tage.
Bei uns heißt es ‚Schmiermaxe‘, in anderen Ländern ‚Monkey‘.

Aber auch die DHM-Teilnehmer hatten echte Schätze nach Schleiz gebracht.

Ducati Einzylinder waren mehrere am Start.
Diese 500er Honda war piekfein aufgebaut. Alleine die Replika-Doppel-Duplex-Bremse kostet ein Vermögen.
Stammt dieser Motor tatsächlich von Velocette?
Klassischer englischer Motorenbau.
Eine Noki-Triumph hatte ich zuvor im Original erst einmal gesehen. Man beachte die Schwingen-Konstruktion.
Und Tritons stehen auch nicht mehr an jeder Ecke.
Phantastischer Eigenbau.

Besonders erwähnenswert ist sicher der oben gezeigte Einzylinder. Was aussieht wie ein Matchless-Motor im Rickman-Rahmen ist ein kompletter Eigenbau. Selbst der Motor wurde aus Gussrohlingen aus dem Hause Ströhle selbst gefertigt.

Das Wetter ist herrlich, und wir genießen den Sommerabend.

Nachdem ich die Honda von der Startmaschine unserer Nachbarn geschupst hatte ließ ich den Motor ein wenig warm laufen und beobachtete den Öldruckschalter. Schien alles dicht zu sein. Ich fuhr die Strecke zum Vorstart hinunter und machte eine erneute Sichtkontrolle. Und siehe da: es floss erkennbar Öl, der Schalter war undicht. So konnte ich nicht auf die Strecke gehen, also zurück ins Fahrerlager, Schalter tauschen.

Ago wie immer flott unterwegs. (Foto Reinhardt Schmidt)
In Zukunft werde ich den Öldruckschalter alle paar Jahre vorsorglich tauschen.

Ago hatte wieder Probleme mit dem mittleren Zylinder, wir fanden aber zunächst keinen Fehler. Dann stellte sich das Zündkabel als möglicher Verursacher heraus. Der Fehler wurde behoben und es ging in den zweiten Trainingslauf. Nach vier Runden plötzlich die rote Flagge. Als ich die enge Linkskurve unten in der Senke passiert hatte, lag vor mir ein regungsloser Fahrer, der von den Streckenposten versorgt wurde, und einige Meter weiter seine Laverda.

Zurück im Fahrerlager erfuhren wir, dass ein zweiter Fahrer tot im Straßengraben lag. Der Rettungshubschrauber transportierte den schwerverletzten Laverda-Mann ab. Alle waren geschockt, die Stimmung war dementsprechend im Keller. Die Veranstaltung wurde zwar anderntags fortgesetzt, aber da Ago’s Triple immer noch nicht richtig lief und der Spaßfaktor erst mal weg war, entschieden wir abzubrechen und fuhren heimwärts.

Gelaufen ist die Honda klasse. (Foto Reinhardt Schmidt)

Für Hockenheim habe ich eine Nennung abgegeben, und heute hätte ich eigentlich den VW-Bus beladen, um morgen sehr früh zu starten. Aber der Wetterbericht sagt für die nächsten Tage viel Regen und Temperaturen von 13-14 Grad voraus. Schade, aber das ist für mich kein renntaugliches Wetter. Damit ist die Saison 2024 auf der Rennstrecke vorbei.

Die endlich umgebaute Startmaschine aus dem CB72-Fundus kommt wohl erst im nächsten Jahr zum Einsatz.