Motorrad

Der Sommer geht bald

Schon Motorrad gefahren dieses Jahr? Das war meine Frage zum Saisonbeginn. Eben komme ich von einer Tour ins Oberbergische zurück, und bald ist der August vorbei. Gefahren bin ich weit weniger, als ich es vorhatte. Geschraubt hab ich auch weit weniger, als ich vorhatte. Und von den Baustellen ums Haus reden wir besser nicht.

Armin

Natürlich gibt es gute Gründe, warum ich mein ‚Plansoll‘ nicht erfüllt habe. Manchmal kommen eben Dinge dazwischen, die Vorrang haben und Pläne vereiteln. Trotzdem bin ich nicht unzufrieden. Einer dieser Gründe war nämlich die piekfeine CB72, die mir nahezu zwei ganze Wochen ungeplante Werkstattarbeit beschert hat. Werkstattarbeit, die Spaß gemacht hat, und weitgehend erfolgreich war. Jedenfalls hat das sehr kurzfristig eingeplante Rennwochenende in Schotten viel Freude gebracht. Und auch die Durchsicht meines CB-400-FOUR-Motors, die ich für den Winter geplant hatte, habe ich unter Einsatz der Reste an Selbstdisziplin, die ich in meinem Arbeitsleben tagtäglich einsetzen musste, dann doch noch im Frühling erledigt. Auch dafür waren fast 2 Wochen Werkstatteinsatz erforderlich, die mit einem Motor belohnt wurden, der seither wieder wunderbar läuft.

Eine der ersten Touren mit der revidierten 400er führt Piet und mich zum Landhaus Fuchs nahe Kürten. An diesem Motorradtreff war ich bestimmt 20 Jahre nicht mehr.
Der kleine Flitzer hat sich in der Reihenfolge zu erledigender Arbeit vorgedrängelt. (Foto: Gerd Lühring)

Außerdem hat Piet seine 400er endgültig übernommen, nachdem ich noch einige Arbeit mit deren Vergasern hatte. Da sie nach dem zweiten Mal synchronisieren sehr schön lief, aber bei Ampelstopps zum Ausgehen neigte, habe ich sie kurzerhand zu einem Besuch bei Ago mitgenommen. Der fand die Vergaser korrekt synchronisiert, nur die Luftmengenregulierung musste noch etwas nachjustiert werden. Nun scheint soweit alles in Ordnung zu sein. Bei der Probefahrt stellt Ago noch ein etwas zu strammes Lenkkopflager fest, was schnell behoben ist. Der Profi entdeckt halt doch immer noch Details.

Ein Japaner in einer Engländer-Werkstatt. Zum Glück werden die Luftregulierschrauben der Vergaser mit dem Schraubendreher eingestellt, da ist’s egal ob der zöllig oder metrisch ist…
Und dann macht der Meister auch noch eine Probefahrt. In Schotten hat er schon kurz die CB72 getestet, nicht dass das Japanerfahren noch zur Gewohnheit wird.

Und während ich mich in Schotten mit der CB72 anfreunde, macht Piet mit seiner Schwester Louisa eine mehrstündige 400er-Spritztour ins Sauerland. Die Clubman ist ein Einsitzer, da war das nicht möglich.

Irgendwo Richtung Sauerland. (Foto: Louisa Maier)

Ago hat den Spaß am Motorradfahren wieder entdeckt. Nachdem er etliche Jahre fast nur noch auf der Rennstrecke mit dem Zweirad unterwegs war, reißt er seit einiger Zeit wieder reichlich Kilometer mit seiner T160 ab. Eine dieser Touren führt ihn nach Much, ein Besuch über den ich mich sehr freue. Als er wieder aufbricht, begleite ich ihn ein Stück, was tatsächlich eine Premiere ist: Wir waren noch nie gemeinsam mit den Triples unterwegs.

Zwei englische Triples gemeinsam unterwegs im Bergischen Land. Das sieht man selten. In diesem Fall sind es die erste und die letzte Baureihe.

Und wo wir gerade bei Dreizylindern sind. Auf einer Spritztour mit Piet machen wir einen Abstecher zu Peter. Natürlich beeindruckt dessen Sammlung, und die Sitzprobe auf der Eckert-Honda scheint Piet zuzusagen. Leider ist dieses Schmuckstück außerhalb unserer finanziellen Reichweite.

Peter erweckt gerade seinen Kawa-Triple aus dem Winterschlaf. Wir machen uns auf den Weg zu einem netten Biergarten, aber plötzlich rollt Peter am Straßenrand aus, da seine Kupplung streikt. Es ist nur ein ausgehängter Zug, und im Werkzeugfach meines guten alten Harro-Tankrucksacks findet sich alles was wir brauchen.

Eine kleine Reparatur am Straßenrand. Wie früher und kein Problem für alte Schrauber. (Foto: Piet Maier)
Der Biergarten wird trotzdem erreicht.

Einige Zeit später wiederholt sich das Dreizylinder-Szenario, als mir an der Trident keine hundert Meter von Peters Haus entfernt, der Kupplungszug reißt. Ich bin nicht ganz sicher, aber es war wohl noch der erste. Dann hat er 27 Jahre gehalten. In Peters Züge-Kiste findet sich Ersatz, und wir erreichen den Engländer-Stammtisch mit kleiner Verspätung.

Damit Alois die neu aufgebaute Norton Commando bei der DEKRA vorführen kann, muss mein alter Bau-Anhänger mal wieder ran. Natürlich ist die Abnahme reine Formsache, schließlich ist der Neuaufbau einer Commando für Alois inzwischen fast schon Routine.

Sie gefallen mir immer noch, diese Nortons.

Gerd ist fast nur noch mit seiner Kawasaki W650 unterwegs. Aber er schafft es dann doch auch mal wieder mit der Honda in meine Einfahrt. Die bräuchte mal dringend eine Vergaser-Synchronisation, aber irgendwie ist er gerade unmotiviert, was das Schrauben angeht. Nun, der nächste Winter kommt bestimmt.

Ja, ich weiß, die Honda wäre ok, am Outfit muss man arbeiten, das taugt nicht für die Landstraße… (Foto: Gerd Lühring)

Zu Martin für eine Pässe-Tour hab ich’s leider nicht geschafft, das wird dieses Jahr wohl nichts mehr werden. Außerdem ist er gerade mit dem Aufbereiten seiner Neuerwerbung beschäftigt. Mit dieser Anschaffung macht er mal wieder sehr deutlich, wie groß die Bandbreite beim Thema Motorrad ist. Es gibt wirklich für jeden etwas. Und in Martins Garage stehen lauter Ausnahme-Erscheinungen, alle sehr verschieden.

Davon dürften auf deutschen Straßen nur eine Handvoll rollen. (Foto: Martin Bansemer)

Bei einer meiner Touren halte ich wieder an der Alten Schule, wo gerade die ersten Teilnehmer des diesjährigen Guzzi-Falcone-Treffens ankommen. Leider bin ich an diesem Wochenende nicht da, es wäre sicher sehenswert gewesen.

Ja, auch das stammt von Moto Guzzi.
Ein feines klassisches Gespann.
Vermutlich hätte sich eine Anreise auf Achse mit dieser kleinen Guzzi doch etwas langwierig gestaltet.
Da rollen schon die ersten Falcones an.

Ramon schickt aus dem Frankreich-Urlaub Fotos von seltenen Schätzchen. Und auch mein Schulfreund Emse schickt aus dem Frankreich-Urlaub ein paar Fotos. Ja, auch die Franzosen stehen auf alte Motorräder, besonders Hondas, auch dort werden sie am Leben erhalten.

Liberale Verkehrspolitik machte es möglich: Was haben wir beim Urlaub mit den Eltern in Italien und Frankreich die Kids dort beneidet, die mit 16 damals schon 125er fahren durften. Entsprechend gab es Fahrzeuge zu sehen, die bei uns nie auf dem Markt waren. (Foto: Ramon Glieden)
Ich würde beide Schönheiten nehmen, den Triumph- Scrambler und die Norton Fastback. Lange wurden die Fastbacks verschmäht, heute sind sie begehrt. (Foto: Ramon Glieden)
Was für eine Werkstatt! (Foto: Eberhard Feinauer)
In meinen Augen die schönste der 250er Baureihe aus den Siebzigern. Hier ist’s sogar die seltene 360er-Version. (Foto Eberhard Feinauer)

Unsere Alteisen-Frühstücksrunde ist inzwischen zu einer festen Einrichtung geworden, und macht sich Anfang August zu einer Tagestour auf kleinen Straßen auf den Weg ins Sauerland (siehe Aufmacher-Foto oben) auf den Weg. Schöne Straßen durch schöne Landschaft mit wenig Verkehr, aber verpflegungstechnisch schwierig. Die Sauerländer gehen sparsam mit geöffneter Gastronomie um. Trotzdem ein sehr schöner Tag, das sollten wir wiederholen. Alois und ich sind zufrieden, dass unsere neu gemachten Motoren prima laufen.

Die erste Pause und schon daddeln alle am Handy. Heißt das, sie sind jung geblieben?
Diese älteren Herren haben offensichtlich Spaß. (Foto: Gerd Lühring)
Vier schöne alte Motorräder on tour.

Bei einem Kurzbesuch bei Ago helfe ich ‚fabrikneue‘ Triumph Tiger aus der Kiste auszupacken. Das wäre etwas für Peter. In jungen Jahren hat er bei einem Motorradhändler den Job gehabt, neue Maschinen aus der Kiste auszupacken. Deshalb müssen seine Motorräder so sein, wie sie damals aus der Kiste kamen. Was er wohl zu solchen Kisten gesagt hätte?

Fracht aus Nigeria.

Natürlich sind in diesen Kisten keine neuen Maschinen. Es handelt sich um ehemalige Polizei-Motorräder aus Nigeria. Der Zustand scheint auf den ersten Blick hoffnungslos. Aber was ein Schrauber ist…

Schon der erste Blick macht klar, dies ist keine Neuware…
…da steht Arbeit an.
Aber auf Bestellung baut Ago daraus gerne etwas sehr Ansprechendes.

Und ganz ehrlich: Hätte ich nicht schon genug Projekte – eine Tiger würde mich durchaus locken.

Nun haben wir schon fast Ende August, der Sommer geht bald. Ganz spontan schaffen es Frank und ich uns noch kurzfristig zu einem „Clubman’s Ride“ zu verabreden.

Zwei Honda Clubman sieht man selten zusammen.

Wir drehen eine entspannte Runde durch das Bergische Land und lassen die Eintöpfe bollern. An der Alten Schule steht eine BSA, die zum Chopper mutiert ist. Ich fühle mich in die frühen Siebziger Jahre zurückversetzt.

Die frühen Siebziger lassen grüßen.

Wenn jetzt jemand Lust zum Lesen bekommen hat, auch andere, jüngere Kradisten machen solche Wesites. Und mit durchaus unterschiedlichen Schwerpunkten und Ansprüchen. Bei 550Moto kann man sich ansehen, wie jemand außerordentlich sorgfältig, fast penibel arbeitet und eigene Vorstellungen umsetzt. Ratracer arbeitet mit kleinem Budget und probiert einfach aus (was mich sehr an meine Anfänge erinnert).