Motorrad

Der Spezialist

Es war 1995, als mich die Lust auf intensiveres Schrauben packte, und ich mir eine Triumph-Trident-Ruine zulegte. Dass dies letztendlich dazu führen sollte, dass ich mit dem Fahren von Classic-Rennen in der Deutschen Historischen Meisterschaft begann, geht auch auf das Konto eines gewissen hessischen Triple-Spezialisten mit zwei Meisterbriefen.

Armin

Anfangs dachte ich noch, dass mir der Triple auch keine größeren Hürden in den Weg legen würde, als ein Triumph-Twin. Und dass die Twins beherrschbar sind, hatte mir Alberts Tiger gezeigt. Aber schon bald stellte ich fest, dass es da doch wohl gewisse Unterschiede gab. Man bedenke, dass 1995 das Internet noch in den Kinderschuhen steckte. Die Suchen nach Fachwerkstätten und Teilelieferanten erfolgte also noch weitgehend per Fachzeitschriften, Clubkontakte, Telefon und Mundpropaganda. Und sobald ich Trident sagte, packten eigentlich fast alle Gesprächspartner Kruzefix und Knoblauch aus, als wäre ich Graf Dracula persönlich.

Endlich einer der weiß was er tut und wovon er spricht.

Eine Custom-Bike-Zeitschrift, die ich eher zufällig in die Finger bekam, brachte mich schließlich zu ‚Ago’s Motorcycles‘ und Torsten Beck. Das erste Telefonat dauerte gleich 45 Minuten und überzeugte mich davon, dass der Mann der Richtige ist, wenn es um englische Triples geht. Nirgendwo hatte ich bislang auch nur annähernd so konkrete und kompetente Auskunft bekommen. Mein Besuch seiner Werkstatt kurze Zeit später, sollte diesen Eindruck nochmals solide untermauern. Um es kurz zu machen: Der wesentliche Teil der benötigten Teile wurde von ihm beschafft, und die Montage des Motors überließ ich ihm auch. Eine gute Entscheidung, denn dieser Motor läuft auch heute, fast dreißig Jahre später immer noch.

Wenn man schon einen Triple-Renner baut, kann man ja gleich noch die passende 500er dazu aufbauen, oder?

Und in diesen dreißig Jahren habe ich immer Kontakt gehalten. Nicht etwa, weil ich ständig Teile für die Trident benötigt hätte. Sie zeigte sich bald schon recht robust und verlangte nicht übermäßig viel Zuwendung. Aber Ago war immer ein kompetenter Ansprechpartner, wenn sich mir mal wieder eine Technik-Frage stellte. Und wenn ich auf dem Weg in die schwäbische Heimat war, legte ich bei ihm oft einen kleinen Zwischen-Stopp ein. Auch Albert orderte bald sein Material für die Tiger bei ihm und kaufte ihm irgendwann dann auch eine Trident ab. Auch die läuft bis heute klaglos.

Einen Mangel an Engagement zeigte Ago auf der Piste nie.
Die sogenannte Hasseröder-Kurve in Oschersleben hat es ihm besonders angetan. Fast schon regelmäßig überprüfte er dort einige Zeit die Bodenbeschaffenheit. (Foto: Peter Lewicki)

Dann etablierte der VFV die Clubsportklassen in der DHM. Ago baute sich eine T150 mit der Startnummer X30 auf, und ich besuchte in meist bei seinen Einsätzen in Oschersleben. Einige Zeit später dann startete ich mit meiner Yoshimura-Honda selbst dort. Als echtes Highlight sind mir die ersten Langstreckenrennen in Oschersleben in Erinnerung geblieben. Dass sein Renn-Triple nach einem solchen Einsatz bei 37° Außentemperatur nach dem Zieleinlauf in der Boxengasse stand, ohne dass auch nur das kleinste Tröpfchen Öl darunter war, spricht Bände bezüglich seiner Schrauber-Kompetenz.

Auch in Spa war er im ersten Jahr zur technischen Betreuung der Rob North dabei. (Foto: Gerd Lühring)
Das Bier muss kalt und das Essen gut sein! Legendär ist inzwischen der gefüllte Braten vom Grill, der Ago’s Fahrerlagerspezialität ist. (Foto: Gerd Lühring)

Und was das Schrauben angeht: Spezialisten wie er gehen zunehmend in den Ruhestand, leider allzu oft ohne ihre über Jahrzehnte mühsam erworbenen Fähigkeiten und ihr Wissen weitergeben zu können, weil es keinen Nachfolger gibt der übernimmt. Ein echter Verlust und eine Entwicklung, die unser Hobby zunehmend schwieriger machen wird. Zuletzt sind mir mein Reifenhändler, der Mann für Alu-Kettenräder und der Mann für diffizile Fräsarbeiten durch den Ruhestand abhanden gekommen.

Inzwischen kennen Ago und ich uns fast dreißig Jahre, sind seit vierundzwanzig Jahren immer wieder gemeinsam bei Renn-Wochenenden unterwegs. Über die Jahre ist eine Freundschaft gewachsen. Und angesichts des nahenden Renteneintritts hoffe ich sehr, dass wir halbwegs fit bleiben und die gemeinsamen Rennstreckenbesuche noch einige Jahre so fortsetzen können.