Motorrad

Reisen auf zwei Rädern: Irland (2)

1980 sollte nach den tollen Eindrücken vom Vorjahr die Reise erneut nach Irland gehen. Und weil alle potenziellen Mitreisenden letztendlich doch nicht mitkamen, ging ich mit der Honda alleine auf Achse.

Armin

Es war schon ein etwas seltsames Gefühl, wirklich ganz alleine loszuziehen. Ab Mundelsheim bis Straßburg nahm ich die Autobahn, dann ging es auf der „Route Nationale“ weiter durch Frankreich. Erst kurz nach Straßburg legte ich den Gedanken ab, doch noch kehrtzumachen. Letztendlich war der Trip ganz alleine eine wertvolle Erfahrung, Nachahmung kann ich nur empfehlen. Von Cherbourg setzte ich nach Rosslare über.

Rosslare, schon haben die Bauarbeiten für ein riesiges Terminal begonnen

Heute bin ich sehr froh, Irland, Schottland und auch Kreta vor dem großen Tourismus-Boom gesehen und erlebt zu haben. Sicher, er hat den Einheimischen deutlich mehr Fortschritt und Wohlstand gebracht, aber es ist auch viel dessen verloren gegangen, was mal die Ursprünglichkeit und den Charme dieser Länder ausgemacht hat.

Typische Pub-Fassade
Vorne die Ladentheke, hinten die Kneipentheke – und oft genug auch das örtliche Postamt – alles in einem Raum. Ob es das noch gibt?
„Hardware“ hatte damals noch eine andere Bedeutung

Ich hatte dieses Mal eine feste Anlaufstelle am Lough Derg auf einem der ersten Bio-Höfe (die damals noch ausgelacht wurden), und unternahm meist Tagestouren. Die Honda lief wie immer absolut zuverlässig.

Kleine Farmen, oft meilenweit weg vom nächsten Ort

Der Mai in Irland ist ein echtes Erlebnis. Stundenlang führ ich durch die Hügel, die oft mit großen Ginsterbüschen bedeckt waren, die in voller Blüte standen und einen intensiven Duft abgaben.

Der Ginster ist sehr viel größer als bei uns
Weites Land
Die Cliffs of Moher, 200 Meter senkrecht ins Meer. Damals noch ohne Touristenparkplatz, ohne Aussichtspunkt, auch ohne Geländer!
Dónal Lunny und Christy Moore von „Planxty“ spielen in Scariff, fantastisch!

In den Pubs bekam man nur fürchterlichen Instant-Kaffee und labbrige Toast-Sandwiches in Plastik verpackt, also wurde es meist doch lieber ein Guinness. Dafür konnte man immer wieder einmalige Erlebnisse mit spontanen Folk-Sessions erleben. Ein wundervolles Land und offenherzige, fröhliche Menschen. Es sollte nicht mein letzter Besuch sein.