Motorrad

Reisen auf zwei Rädern: Korsika

Im Jahr 2000 machte ich mich mit meiner Frau auf den Weg nach Korsika. Unsere vorherigen Motorradreisen waren nicht rund gelaufen. Auf dem Weg in die Toskana einige Jahre zuvor gaukelte uns ein eingeklemmter Kurbelgehäuse-Entlüftungsschlauch einen undichten Motor vor, sodass wir nach sechzig Kilometern kehrtmachten und auf das Auto umstiegen. Dabei wäre das Problem in wenigen Minuten lösbar gewesen. Und in Norwegen stoppte ein defektes Getriebelager die Honda. Es sollte für lange Zeit die letzte längere Motorradreise werden.

Armin

Bis Verona wollten wir den Autoreisezug ab Köln Deutz nehmen, um der nun doch schon etwas älteren Honda die Anreise mit Campingausrüstung und zwei Personen etwas zu erleichtern, und dann per Landstraße bis zum Fährhafen Livorno fahren. Dieser Plan entwickelte sich zu einem mittleren Fiasko. In Köln Deutz standen wir gut zwei Stunden bei der Deutschen Bahn in sengender Hitze ohne Schatten im Stau vor verschlossenen Toren. Dann mussten plötzlich die Wagen in Windeseile beladen werden, um im Fahrplan zu bleiben. Verzurren durften wir aus Versicherungsgründen die Motorräder nicht selbst, das erledigten Bahn-Mitarbeiter mit Schwerlastgurten. Die zogen sie so sehr an, dass Ständer und Gepäckträger an der Honda anschließend verbogen waren. Wie sich beim Entladen in Italien herausstellte, wurden dabei aber angesichts der knappen Zeit einige Motorräder überhaupt nicht verzurrt. Kaum waren die Motorräder aufgeladen, mussten wir samt Gepäck im Sprint zu unserem Waggon flitzen, um noch einsteigen zu können, in der Unterführung stürzte meine Frau und unser Getränkevorrat zerbrach in Scherben. Bei Aschaffenburg standen wir dann mit ausgefallener Klimaanlage mehrere Stunden auf freier Strecke in der prallen Sonne. Und in klimatisierten Zügen lassen sich die Fenster nicht öffnen …

Die Fähre erreichten wir dann natürlich nicht mehr rechtzeitig, eine weitere Übernachtung wurde fällig, früh morgens um 5 Uhr mussten wir dann im Hafen sein. Zum Glück begann ab da dann ein schöner, entspannter Urlaub. Korsika bietet sich gerade für Motorradreisen an. Kleine, verwinkelte Küstenstraßen bieten Fahrspaß, sofern man es nicht eilig hat. Die Abgründe am Straßenrand mahnen zu einer recht defensiven Fahrweise. Es gibt zahllose schöne Strände und auch herrliche Bademöglichkeiten an kleinen kristallklaren Flüssen.

Allerdings sind diese Plätze meist schon in fester Hand von Touristen. Ein guter Freund von mir, der in den Siebzigern mit einer XT die Insel bereiste, hatte hier noch deutlich weniger Tourismus vorgefunden.

Immer wieder unternahmen wir Touren entlang der Küste und ins Innere der Insel und fanden nette Ortschaften mit dem unvergleichlichen mediterranen Flair, der auf Korsika nochmals einen ganz eigenen Charakter hat.

Und natürlich nahmen wir mit der Honda auch einige Straßen durch die Berge unter die Räder. Mit dem sanierten Getriebe und dem aufgefrischten Motor lief sie wieder absolut zuverlässig. Nur den Fühler des Temperaturmessers, der in der hohlgeborten Ölablaßschraube saß, habe ich mir beim Überfahren eines hohen Bordsteins auf einem Campingplatz abgerissen – zum Glück ohne Ölverlust.

Korsika bleibt mir in jedem Fall als lohnendes Ziel in Erinnerung. Im selben Jahr machte der Kauf eines sehr sanierungsbedürftigen alten Hauses und die bald danach folgender Geburt zweier Kinder das Reisen mit dem Motorrad für lange Jahre erst mal unmöglich. Mal sehen, was da für einen Unruheständler so möglich sein wird.

Leider bekleckerte sich die Deutsche Bahn auch bei der Rückfahrt nicht gerade mit Ruhm. Aber entgegen allen Voraussagen aus meinem Bekanntenkreis erstattete sie nach einem entsprechend harschen Schreiben meinerseits die durch den unsachgemäßen Transport entstandenen Schäden, die der Honda-Händler meines Vertrauens aufgelistet und mit Preisen versehen hatte, widerspruchslos.