Motorrad

Reisen auf zwei Rädern: Norwegen

1998 war Norwegen das Ziel der ersten gemeinsamen Motorradreise mit meiner Frau. Ausgerechnet auf dieser Tour sollte die Honda ihren ersten und bislang einzigen kapitalen Schaden erleiden, sodass wir nicht mehr vor Ort reparieren und auf Achse heimreisen konnten.

Armin

Es war auf der Autobahn kurz vor Bremen, als die Honda mal ganz kurz und kaum spürbar zuckte. Ich dachte an einen kurzen Zündaussetzer, aber ich irrte gewaltig. Und es war tatsächlich das einzige wahrnehmbare Zeichen für einen späteren Getriebeschaden.

Norwegen begrüßte uns zunächst mit trübem Wetter, aber schon während der Fahrt entlang der manchmal endlos erscheinenden Fjorde klarte es immer mehr auf. Und als wir in die Berge und über Hardangervidda führen, hatten wir blauen Himmel und strahlenden Sonnenschein. Allerdings auch Temperaturen um null Grad und Wind, was hier oben im Sommer nichts Besonderes war, immerhin geht es auf über tausend Meter hoch. Es zahlt sich mitunter aus, vorab im Reiseführer zu lesen, sodass wir das erwartet hatten. Extra für diesen Trip hatten wir uns entsprechende Unterwäsche und Thermo-Kombis zum Drüberziehen beziehungsweise Funktionskleidung besorgt, sodass das Fahren ohne Frieren möglich war.

Unten an der Küste herrschten angenehme Temperaturen, sodass Camping kein Problem war. Aber da die kleinen Hütten auf den Campingplätzen kaum mehr kosteten, sparten wir uns meistens den Zeltaufbau.

Wir hatten an einem Fjord nicht weit von Bergen ein Ferienhäuschen gemietet, von dem aus wir Tagestouren geplant hatten. Das Land erinnerte mich immer wieder an Schottland und Irland, aber Kultur und Bauweise unterscheiden sich doch sehr.

Entlang der Fjorde und durch die Berge macht Motorrad fahren wirklich Spaß, zumal kaum Verkehr herrsch. Die Landschaft ist immer wieder traumhaft. Oft kann man die Fjorde nur per Fähre kreuzen.

Auf einer unserer Touren sahen wir ein norwegisches Fahrschulmotorrad. Der Fahrlehrer nimmt hinten Platz und hat, wie bei uns im Auto, ein „Duplikat“ der Bedienelemente, um gegebenenfalls eingreifen zu können. Ob unsere Fahrlehrer auch so mutig wären?

In einem sehr kleinen Küstenort die einzige Motorradwerkstatt auf dieser Reise, im Schaufenster standen diverse Ducatis. Kaum fünf Kilometer weiter gab es ein kurzes, hässliches Geräusch aus Richtung Getriebe und ein kurz blockierendes Hinterrad, zum Glück auf gerader Strecke. Der Motor lief noch, und die Gänge ließen sich schalten. Allerdings war das mahlende Geräusch beim Fahren ein untrügliches Zeichen für einen schweren Schaden. Im Zuckeltempo rollten wir zurück zu der Werkstatt. Dort bestätigte meine Annahme, dass sich da wohl ein Getriebelager verabschiedet hatte.

Der ADAC ließ uns in Sachen Unterkunft, Reparatur, Rückreise und Rücktransport ziemlich im Regen stehen. Zunächst verlangte er eine genaue Schadensdiagnose mittels Demontage von Motor und Getriebe. Dann wurde es noch besser: Da sich die Honda nicht auf seiner Oldtimerliste befand, wollte er nur die Verschrottungskosten und eine Bahnfahrkarte bezahlen. Der Inhaber der Werkstatt, ein Ex-Honda-Händler, versuchte noch die benötigten Teile zu ordern, aber das Honda-Zentrallager in Belgien konnte nicht mehr alle Teile liefern. Also half er uns, den Rücktransport per Spedition zu organisieren, sechs Wochen später trudelte sie dann per LKW ein. Flugtickets übernahm der ADAC erst nach telefonischer Androhung einer Klage, seiner Aussage nach waren wir drei Kilometer innerhalb des Radius, in dem nur Bahntickets erstattet werden.

Kaum Zuhause buchten wir zwei Last-Minute-Tickets für eine Woche Lanzarote, um uns von dem ADAC-Ärger zu erholen. Mit einem Mietmotorrad erkundeten wir die schöne Insel, aber ich vermisste meine Honda schon …