Rennstrecke

Ein Triple mit der Startnummer X30

Einen englischen Triple auf der Rennstrecke zu bewegen, ist ein Erlebnis der besonderen Art.

Armin

Nun kenne ich Ago und seine X30 schon einige Jahre, schließlich waren wir oft genug gemeinsam an der Rennstrecke. Umso mehr hat in letzter Zeit mein Herz geblutet, wenn ich sie da so leicht lädiert und eingestaubt in der Ecke hab stehen sehen, weil Ago’s Werkstatt und das neue OIF-Projekt nicht die Zeit ließen, sie mal wieder zu bewegen. Meinen mehrfachen dezenten Hinweis auf eventuelle Standschäden hat er dann irgendwann mit einem „Ei, mach den Kackstuhl fertig und fahr ihn!“ beantwortet.

Was es heißt, vom Meister selbst das Angebot zu bekommen, an seinem Renner zu schrauben, um ihn anschließend auch noch artgerecht zu bewegen, muss man wohl nicht weiter erläutern. Am 10. Juni war es im Rahmen des „Kölner Kurs“ dann so weit: Wir standen gemeinsam am Nürburgring am Vorstart. Ago mit der piekfeinen, endlich fertiggestellten OIF X19, die somit ihr „Roll-Out“ hatte (worüber sicher noch berichtet wird), und ich mit seiner gut eingefahrenen X30. Und um uns herum noch die üblichen Verdächtigen wie zum Beispiel Klaus mit seiner schicken Rob North (mit unfassbarer deutscher Straßenzulassung – schließlich muss man die Sonntagsbrötchen ja standesgemäß mit einem Renn-Triple holen) und die wilde niederländische Meute von „Lowland Triples“.

Ich bewege seit gut zwanzig Jahren eine frühe T150 (allererste Baureihe) auf der Straße (O-Ton Ago, 1998: „Wenn du mit dem Ding klar kommst, kommst du mit jedem Motorrad klar …“), aber die X30 ist doch eine ganz andere Hausnummer. Ganz englische Lady – aber völlig untypisch für einen Triple aus Ago’s Hand – hat sie erst mal ihr Revier auf meinem Stiefel markiert und am Vorstart mit Alu-Teilen und Schrauben nach mir geworfen. Kann ich was dafür, wenn sie mir nicht sagt, was sie gerne wann, wie und wo fixiert hätte? Nun, man lernt sich kennen. Immerhin hatte Ago in einer kleinen einseitigen DIN-A5-Bedienungsanleitung das Wichtigste notiert: „Rechts ist’s Gas.“ Schließlich muss man wissen, wo der Hebel ist, der die Landschaft schneller macht.

Im ersten Wertungslauf hat sie mir noch nachhaltig erläutert, dass sie Schmutz im Schwimmernadel-Ventil gar nicht mag. Aber nach dem zweiten Wertungslauf waren wir dann endgültig Freunde. Und wieder mal bekräftige ich: Wer in Deutschland seinen Triple nicht nur auf der Hebebühne betrachten, sondern auch Fahrspaß haben will, der sollte Ago kontaktieren. Weder der amerikanische Präsident, noch der Papst sind hier die richtigen Ansprechpartner. (Und auch nicht gewisse „Spezialisten“ …)

Dem Meister an dieser Stelle ein ganz großes Dankeschön für das grandiose und unvergessliche Erlebnis, die X30 um den Nürburgring treiben zu dürfen.