Vorneweg: Wer nicht über die Kompetenz verfügt, an Motorrad-Bremsen zu arbeiten, sollte diesen Text überspringen. Bremsen sind absolut sicherheitsrelevante Bauteile und keine Spielwiese für Murkser.
Vorausgesetzt, der geneigte Leser verfügt über entsprechende Vorerfahrung, nachfolgend eine höchst effektive Methode, um festgegammelte Beläge und Kolben aus Bremssätteln zu entfernen, ohne den Sattel zu beschädigen. Aber vorab ein Hinweis: Sowohl Bremspumpen als auch Bremssättel für die alte CB-Honda gibt es inzwischen als Nachbau in guter Qualität, weitgehend originaler Optik und zum fairen Preis. Ein Blick ins Internet genügt. Wer unbedingt Originalteile aufarbeiten möchte, stößt inzwischen meist auf das Problem festgegammelter Beläge und Kolben. Alle Versuche mit Caramba-Bädern, Einweichen in Diesel, mit Pressluft auf der Bremsleitung und so weiter waren in meinem Fall erfolglos. Der Tipp, den mir ein fachkundiger Freund dann gab, mag alten Schrauber-Profis bekannt sein – ich kannte ihn nicht. Lernt man halt nicht im Pädagogik-Studium …

Zunächst werden der Bremsbelag und der Bremskolben im Sattel mehrere Tage möglichst mehrmals täglich mit Caramba geflutet. Den Bremssattel kann man bei rausgeschraubter Belüftungsleitung gut über deren Bohrung oder über den Bremsleitungsanschluss auch von innen fluten. Dann nehme man eine passende Schraube für den Anschluss der Bremsleitung. Diese Schraube wird hohlgebohrt und ein Gewinde in die Bohrung geschnitten, sodass man einen Schmiernippel einschrauben kann. (Ein Leben ohne eine Drehbank ist möglich, aber sinnlos.) Nun auch die Entlüftungsschraube wieder einschrauben und ganz schließen.

Über den Schmiernippel wird nun mit der Fettpresse der Bremssattel gefüllt, bis der Bremsbelag ganz langsam anfängt, sich aus dem Sattel heraus zu bewegen.


Sobald der Belag frei ist, sieht man schon den teilweise ausgefahrenen Bremskolben. Weiter mit der Fettpresse Druck aufbauen, bis auch der Bremskolben rausfällt.


Belag, Kolben und Dichtring sind in der Regel ein Fall für den Schrott, und selbst wenn sie noch einen passablen Eindruck machen, sollte man sie wechseln. Und wer (ganz sparsam) in Versuchung ist, die doch relativ große Menge Fett, die sich nun im Bremssattel befindet, zum Schmieren irgendwelcher Teile zu benutzen, sollte dies tunlichst unterlassen. Das Fett beinhaltet jetzt nämlich Reste von Bremsflüssigkeit. Diese ist ätzend und zudem hygroskopisch. Das heißt, sie entzieht der Umgebungsluft das darin enthaltene Wasser und sorgt so ordentlich für Oxidation, sprich Rost. Das erklärt auch das Festgammeln von Belag und Kolben zum Teil. Damit vermischtes Fett ist kontraproduktiv.


Sofern am Bremssattel alle Gewinde in Ordnung sind und er auch sonst keine Schäden davongetragen hat, kann festgebackener Dreck und Rost nun mit einem Dremel und den dafür erhältlichen Messingbürstchen vorsichtig entfernt werden.

Sofern die Lauffläche der Kolbenbohrung keine Schäden aufweist, kann der Sattel mit neuem Dichtring, Kolben und hitzebeständiger Neulackierung versehen wieder in den Einsatz.

Auch wenn es jedem klar sein sollte: Bremssättel mit Sturz-Schäden wie der auf dem nächsten Foto sollten auf keinen Fall wieder verbaut werden.
