Werkstatt

Das amerikanisch-chinesische Verhältnis

Wirksames Drohpotenzial

Armin

Ja, ich bin politisch interessiert. Aber darum geht es hier nicht. Es geht nicht um die Konkurrenz politischer System, nicht um einen Wirtschaftskrieg, nicht um politische und brandgefährliche Drohgebärden. Es geht um einen Rasentraktor. Mann, hat mich das Ding Nerven gekostet.

Zunächst war er ein Glücksfall. Ein altes, sanierungsbedürftiges Haus in Hanglage, ein Anbau in Eigenleistung erstellt, ein großes Grundstück mit Baumbestand – alles Themen, bei denen so einiges an Materialtransport anfällt. Und mähen muss man auch ab und zu. Da ist ein Rasentraktor mit Anhänger eindeutig rückenschonender als eine Schubkarre. Lange Zeit fand sich nichts Gebrauchtes, wo Preis und Zustand befriedigend korrespondierten. Bis ich eines Tages bei ebay in einer Versteigerung auf einen Murray mit Briggs & Stratton-Motor aus amerikanischer Produktion stieß. Und im Text hieß es dann, dass er gar nicht versteigert werden sollte, sondern dass ihn der Erste, der sich meldet, kostenlos abholen könnte. In die Eifel ist’s nicht weit, also angerufen, Termin vereinbart, Anhänger an den T4 gehängt und los ging’s.

Bei kostenlos kann man ja nicht viel falsch machen, dachte ich. Immerhin war es ein Zwei-Zylinder-Boxer-Motor mit angeblich 16 PS (die Amerikaner neigen immer zu Übertreibungen). Dort angekommen wollte er nicht starten, Batterie tot. Das Ding die steile Einfahrt rauf zur Straße schieben, war kaum machbar, irgendetwas bremste gewaltig. (Später stellte sich heraus, dass der Anbieter schlicht mit der Bedienung nicht gut vertraut war.) Motorhaube und Beleuchtung fehlten, da war dem Eigner mal ein Baum in den Weg gesprungen. Egal, dachte ich, ist ja nur ein großer Rasenmäher, den bring ich schon zum Laufen.

Das war dann zu Hause nach Einbau einer neuen Batterie, Ölwechsel, Abpumpen des verrotteten Sprits, neuem Öl- und Spritfilter, eingestellter Zündung und gereinigtem Vergaser auch der Fall. Nur eben nicht lange. Immer wieder starb der Trecker ab, als ob er keinen Sprit bekäme. Den Vergaser hatte ich gereinigt, aber die Benzinleitungen sahen nicht gut aus. Ausgetauscht, kurz lief er, dann wieder das alte Leiden.

Irgendwann hatte ich einfach keine Lust mehr, an dem seltsam konstruierten Gefährt erfolglos zu schrauben. Ich hatte wahlweise Unterdruck-Benzinpumpe oder den Rasenmäher-Vergaser in Verdacht. Aber weder vernünftige technische Unterlagen noch ein Vergaser waren im Internet zu finden. Mein Nachbar meinte dann, sein Rasenmäher-Schrauber könnte vielleicht helfen. Wie sich herausstellte, war der einige Jahre auf Ducati in der Rennszene unterwegs und fuhr inzwischen Classic-Trial. Gute Voraussetzungen!

Zwei Tage später konnte ich einen funktionierenden Rasen-Traktor abholen. Ein weiteres Ultraschallbad für den Vergaser hatte wohl für Abhilfe gesorgt. Jedenfalls für drei Wochen, dann war das alte Leiden erneut da. Sofort brachte ich den Trecker wieder zum Fachmann, denn meine Lust, selbst daran zu schrauben, war inzwischen bei null angelangt. Erneut ging der Vergaser ins Ultraschallbad, und prompt lief der Trecker wieder.

Ich erwartete aber, dass sich das Spielchen so fortsetzen würde. Also ein letztes Mal das Internet durchforstet, und siehe da: Bei ebay China wurde der passende Vergaser für schlappe achtzehn Euro angeboten. Eine Woche später trudelte er ein, und er sah ganz manierlich aus. Ich nahm den Vergaser und drohte dem Ami-Rasentraktor damit, bei weiteren Zicken sofort das China-Teil aus dem Regal zu holen und zu montieren. Ich halte im aktuellen amerikanisch-chinesischen Konflikt (wie auch allen anderen politischen Konflikten) Drohgebärden zwar nicht für eine zukunftsfähige Lösungsstrategie, aber bei dem Rasentraktor hat’s funktioniert. Seit zwei Jahren läuft er anstandslos, aber er hat mich in meiner Skepsis gegenüber amerikanischer Ingenieurskunst und amerikanischen Eisenwaren bestärkt …