Werkstatt

Projekte (5)

Als ich 1978 eine Honda CB 400 FOUR kaufte, hätte ich eigentlich lieber eine CB 750 FOUR gehabt, aber die war für mich als Schüler unerschwinglich. Heute bedauere ich nicht einen Moment, dass es damals die 400er wurde. Trotzdem hat mich die 750er nie ganz losgelassen.

Armin

Als mir dann ein Bekannter ganz beiläufig erzählte, dass er mit seinem Sohn auf der Suche nach einem Klassiker sei, und nun eine Yamaha XS 650 gekauft habe, weil die angebotene 750er Honda in zu schlechtem Zustand war, wurde ich hellhörig. Als er dann noch, auf die Frage nach dem Preis, einen niedrigen dreistelligen Betrag nannte, zögerte ich keinen Moment.

18 000 km. Ob diese Fahrleistung zutrifft, wird sich wohl erst beim Öffnen des Motors zeigen

Die Besichtigung am Tag darauf barg die nächste Überraschung: Die Maschine war verwahrlost und etwas verbastelt, aber nicht wirklich schlecht. 18 000 km auf dem Tacho sollten korrekt sein, ich konnte das kaum glauben. Original Tommaselli-Stummel, eine originale Eckert-Fußrastenanlage, eine Guilliarri-Sitzbank und eine ES-Verkleidung (die fehlte) waren eingetragen, das Fahrzeug hatte 18 Jahre unter einer Plane in einer beheizten Werkstatt geschlummert. Und einen zweiten Rahmen gab es dazu geschenkt. Mir war klar, dass die Honda auch bei mir erst mal längere Zeit ihren Dornröschenschlaf fortsetzen würde, aber diese Chance konnte ich einfach nicht auslassen.

Seltene Zuberhörteile aus den Siebzigern...
...machen das Fundstück noch interessanter

Jetzt kommt der Herbst, und ich denke, diesen Winter rolle ich dieses Projekt mal auf die Hebebühne und mache es wieder Startklar. Mehr davon später.

Und währen der Corona-Zeit hatte ich erneut unheimliches Glück. In den Siebzigern fand ich sie technisch ziemlich veraltet, die Honda CB 450 K. So ist das, wenn man jung ist, alles was nicht ganz neu ist, zählt zum Alteisen. Schon alleine wegen der Trommelbremse der frühen Modelle, bei uns war Scheibenbremse angesagt. Dabei hatte sie mit den zwei oben liegenden Nockenwellen eigentlich Renntechnik zu bieten, die kein anderer Hersteller zu dieser Zeit bezahlbar und inclusive Alltagstauglichkeit anbot.

Rolling Chassis mit falschem Tank

Eine Anzeige in ebay Kleinanzeigen machte mich neugierig, und ein unverbindlicher Anruf kostet ja nichts. Es handelte sich um ein rolling Chassis mit Motor, Zustand unbekannt. Ein Student half einem 90jahrigen, die Sammlung aufzulösen, und bot das Fahrzeug an. Eigentlich genau das Richtige für mich, ich wollte eh mal einen netten Umbau für die Landstraße realisieren.

Mach ich einen kleinen Landstraßenrenner daraus, oder doch eher einen Scrambler?

Es handelte sich um eine K0, somit sehr selten, und somit auch etwas heikel in der Ersatzteilbeschaffung. (Mal wieder – das Thema kannte ich ja schon von meiner Trident...) Aber auch hier war der Preis so niedrig, dass ich es kaum glauben konnte. Das Fahrzeug stand in München, ein dort sesshaft er Freund holte es ab. Zwei Wochen später lieferte ein Solinger Motorrad-Transport-Service pünktlich und sehr kostengünstig das Projekt bei mir an. Es war ein falscher Tank montiert, aber da es sich um einen 400er Tank in gutem, weitgehend rost- und dellenfreien Zustand handelte, passte er gut ins Ersatzteilregal.

Der Tank eines späteren Modells steht ihr auch gut. Und eine nette Sitzbank hätte ich da auch noch...

Mal sehen, ob ich sie nächsten Sommer auf die Räder stellen kann.

Zwei oben liegende Nockenwellen entsprachen in den sechziger Jahren noch dem Stand der Renntechnik, nicht dem Stand von Serienmaschinen.