Werkstatt

Das dreizylindrige Meisterstück

Eine bildschöne und sehr schnelle Trident für die Rennstrecke mit der Startnummer X30 hatte Ago schon aufgebaut und erfolgreich eingesetzt. Aber wie das so ist bei den Jungs: Da muss doch noch mehr gehen, und das kann man doch noch besser machen …

Armin

Ihm schwebte ein Triple-Motor im OIF-Rahmen der zweizylindrigen Bonnies vor. OIF bedeutet „Oil In Frame“, da das zentrale Rahmenrohr gleichzeitig als Öltank genutzt wird. Der somit große Durchmesser hat sowohl Anteil an der Gewichtsersparnis – es wird kein separater Öltank benötigt – als auch ein der Steifigkeit des Rahmens. Zudem ist er leichter als der vermuffte Trident-Serien-Rahmen. Die ersten Fotos aus meinem Archiv datieren von Ende 2011.

Erste Einbauversuche 2011

Nun baut der Triple-Motor doch ein Stück größer als der Twin, ganz so einfach ist es also nicht, ihn einzupassen. Und da auch die CR-Vergaser recht voluminös sind, gab es schnell Platzprobleme im Bereich des nach unten laufenden Rahmenrohrs. Mit dem ursprünglich gewählten T150-Motor war dies kaum lösbar. Ein BSA-Rocket-3-Motor schließlich brachte die Lösung, seine Zylinder stehen nicht senkrecht, sondern sind leicht nach vorne geneigt.

CR-Vergaser, davon sollten drei Platz finden und ungehindert atmen können
Das Rahmenheck sollte schmaler werden

Die Modifikationen am Rahmen waren zahlreich, und nachdem alle Schweißarbeiten abgeschlossen waren, wurde er gerichtet, um eine wirklich perfekte Spur zu bekommen. Auch die zugekaufte Kastenschwinge wurde angepasst. Rennstreckentauglichkeit, absoluter Leichtbau und bezahlbare Teilebeschaffung lauteten die Vorgaben. Die Räder stiftete eine Suzuki, die Gabel kommt von Laverda. Der Tank, wichtig für eine stimmige Linie, stammt von BSA, der Sitzhöcker wird üblicherweise auf Rob-North-Triples verbaut.

Auf der Richtbank
Ein feines „Rolling Chassis“
Aus dem Vollen gefräste Gabelbrücken

Die Gabelbrücken wurden von einem Spezialisten nach Vorgabe aus dem Vollen CNC-gefräßt. Bremsscheibenadapter, Halteplatten für die AP-Bremssättel, für schnelle Wechsel des Kettenrads ausgelegte Kettenradaufnahme, Fußrastenaufnahme – alles entstand auf der Drehbank und der Fräsmaschine des Meisters.

Bremsscheibenadapter …
… Bremssattel-Halteplatten …
… Kettenradaufnahme – alles ist selbstgeschnitzt

Auch beim Motor-Tuning verließ Ago die üblichen Trampelpfade. So musste die etwa fünfzehn Kilogramm schwere Kurbelwelle volle fünf Kilogramm Gewicht abgeben, damit ging es in den absoluten Grenzbereich des Machbaren.

Deutlich erleichterte Kurbelwelle
Teure Zutaten: Hochstabile Carillo-Pleuel
Kraftpaket in Entstehung
Auch hier stecken etliche Mehr-PS drin

Natürlich erfolgte der Zusammenbau des Motors mit ganz besonderer Sorgfalt. Endlose Stunden flossen in das Projekt.

Diese Zeichnung dürfte schon Doug Hele in den Händen gehalten haben
Ago At Work
Es wird, die Linie stimmt

Nachdem es immer wieder längere Bau-Pausen gegeben hatte, war der Renner im Jahr 2018 schließlich fertig. Der erste Start sollte im Mai am Nürburgring erfolgen, auf dem Ago bislang noch nie gefahren war. Ich durfte an diesem Tag seine X30 erstmals fahren.

Noch ohne die Startnummer X19, kurz vor dem ersten Einsatz

Der Motor lief auf Anhieb perfekt, und es gab am gesamten Fahrzeug nur einige wenige Kleinigkeiten nachzuarbeiten. Durchaus nicht unüblich nach dem ersten Praxis-Test. Wir gingen zusammen mit Klaus und vier weiteren Triples am Nürburgring an den Start, ein unvergessliches Erlebnis. Zu gerne hätte ich diesen Sound auch vom Streckenrand mal gehört, das dürften die Trompeten von Jericho gewesen sein.

„3 mal 3“ 2018 in Hockenheim

Ich gehe davon aus, dass die X19 sich ähnlich standfest wie die X30 erweisen wird. Zwei Jahre Piste hat sie jedenfalls schon erfolgreich absolviert. Wer dieses Juwel mal live erleben möchte, sollte in der Saison 2023 aufmerksam in die Starterlisten des VFV schauen.

Der Meister und seine wilden Tiere