Werkstatt

Erstlingswerk

Wie kommt man dazu, Altmetall zum Hobby zu machen? Nun, Geschichte hat mich schon immer interessiert, folgerichtig haben alte Dinge auf mich oft einen gewissen Anziehungseffekt gehabt. Oldtimer waren deshalb auch immer interessant. Wenn nur das Schrauben nicht gewesen wäre, es verursachte nicht nur schmutzige Finger, sondern kostete neben Geld auch reichlich Zeit und Nerven.

Armin

Angefangen hat es am Kreidler Mokick: Zehn Jahre alt, vier Vorbesitzer, ziemlich verbastelt, für mehr reichten die Ersparnisse einfach nicht. Schon wenige Stunden nach dem Kauf trat der erste Defekt auf. Und ohne mehr oder weniger kompetente Helfer kam ich mangels Know-How nicht weiter. Einer der übelsten Helfer war der Meister der Autowerkstatt, bei der mein Vater Kunde war. Er revidierte den Kreidler-Motor so, dass er gleich beim ersten Startversuch dank eines klemmenden Kolbenbolzens als Totalschaden verendete. Einen gebrauchten, aber überholten Motor übernahm ich dann dank entsprechender Kleinanzeige von einem weitaus fähigeren gleichaltrigen Schrauber, der gerade eine Lehre bei der damals bekannten Opel-Tuning-Schmiede Irmscher absolvierte. Er brachte mir dann im Rahmen des Kaufs auch gleich ein paar wesentliche Dinge bei.

Auf dem Hintergrund dieser Erfahrungen kaufte ich die erste Honda als Neufahrzeug, vom Schrauben hatte ich erst mal genug. Trotzdem fand ich Gefallen an Motorrad-Oldtimern.Aber zunächst lief mir mein erstes Auto zu, der Zivildienstsold reichte gerade so für einen Mini mit Pleuellagerschaden. Die langsam fortschreitende Digitalisierung meiner Negativ- und Diabestände brachte dazu wieder einige Fotos zum Vorschein.

Der Mini war doch deutlich spritziger als die Ente.

Der Mini hatte zwei Jahre TÜV und sollte mich über den Winter bringen, die Hoffnung war, dass der Motor die paar Monate noch läuft. Ab 80 km/h nagelte das defekte Lager unüberhörbar, also vom Sperrmüll zwei alte Röhrenradios eingesammelt, deren Basslautsprecher füllten die Hutablage hinten komplett aus. Das Pionier-Cassetten-Deck kostete halb so viel wie der Mini, aber ab diesem Moment übertönte Deep Purple das defekte Lager gnadenlos, und der Mini lief bei Vollgas immer noch 120 Sachen. In den Kofferraum passte – anders als beim Käfer – ein Kasten Wasser, die Heizung war erheblich effektiver als bei Ente und R4 und im Schnee fuhr er phantastisch. Nichts für schwache Nerven war die Einkreisbremsanlage…

Entenkur: Was nicht passt, wird passend gemacht.

Ein missglückter Motorwechsel nach immerhin zwei Jahren Mini und erheblicher Rost in Kombination mit fehlendem Know How und daraus resultierender Unlust zum Schrauben und fehlendem Budget waren dann sein Ende. Heute bedauere ich das, denn es war das einzige Auto, mit dem ich wirklich Spaß hatte, vergisst man die damals noch problematische Ersatzteilbeschaffung. Und heute hätte ich kein Problem damit, die vergleichsweise simple Technik wieder zum Funktionieren zu bringen.

Halbwegs günstig eingekauft…
…und fast komplett: Die 200er Tornax

Die Kumpels bastelten derweil wild an Käfer und Ente, da wurden dann ganz abenteuerlich auch mal untere und obere Hälfte zweier Fahrzeuge zusammengefügt, natürlich so, dass dem TÜV nichts auffiel. Heute undenkbar und längst verjährt. Mir wurde klar: Autoschrauberei ist nicht wirklich meins. Zu viel Platzbedarf, zu viel rostendes Blech, zu teuer. Außerdem hasse ich es, unter dem Auto zu liegen und nach oben zu schrauben, während mir der ganze Dreck ins Gesicht rieselt.

1980 in Ulm, interessante Ansichten, aber keine Tornax-Teile.

Da kam das günstige Angebot, einen teilzerlegten Motorrad-Oldtimer mit Handlungsbedarf für kleines Geld zu übernehmen, gerade recht. Gemeinsam mit einem Zivildienstkollegen den ich seit Kindergartentagen kannte, wollte ich das Projekt auf die Räder stellen. Man bedenke: Es gab noch kein Internet und noch keine Fachzeitschriften. Nur Kleinanzeigen und rumfragen. Und den Oldtimermarkt in Ulm. Mit der Ente des Zivildienstkollegen ging’s also nach Ulm auf Teilesuche.

Ein Indian-Tank im Originallack wäre heute sicher begehrt.
Piekfein restaurierte Oldtimer wie diese Guzzi Falcone hatten schon damals ihren Preis.

Irgendwie trugen wir Ersatz für die Fehlteile zusammen, die Lackierung erfolgte in Eigenregie per Sprühdose, teuer und nicht wirklich gut war die Neuverchromung einiger Teile. Aber wir waren froh, dass wir überhaupt einen Betrieb gefunden hatten, der bereit war den Job zu übernehmen. Auch die TÜV-Abnahme gelang, dafür nervte die Tornax immer wieder mit Kolbenklemmern. Alles in allem ein eher unterdurchschnittliches Ergebnis, aber sie war zurück auf der Straße, und es ist bekanntlich noch kein Meister vom Himmel gefallen. Mit dem Beginn des Studiums in Köln gab ich meine Hälfte der Tornax dann ab.

Durch die Neuverchromung ging natürlich auch der originale Tornax-Löwe samt Schriftzug verloren.
Für uns damals Wunschtraum, heute kostet es mich drei Mausklicks, ein solches Emblem aufzutreiben. Das Internet hat das Hobby immens erleichtert.
Bis heute habe ich keine dieser seltenen 200er Bielefelderinnen mehr gesehen.

Jetzt wäre ein Auto doch vorteilhaft – dieser Gedanke drängte sich während des Studiums auf, als Nachwuchs kam. Schwierig mit extrem knappem Studentenbudget. Albert hatte gerade einen Fiat 500 restauriert und war begeistert von der simplen Technik, die leicht zu reparieren war, zumal man auf Schrottplätzen noch ausreichend Material fand. Und schon bald stand ein Fiat Bambino vor unserer Haustüre. Blöd nur, wenn man den Bimetall-Schalter, der nach der Warmlaufphase die Lüftungsklappe der Gebläsekühling öffnet, verkehrt rum montiert. Dann schließt er nämlich umso fester, je wärmer der Motor wird. Und der Motor wird umso wärmer, je fester er schließt…

Knuffig: Fiat 500.

Erstaunlich: Auf der Fahrt von Backnang nach Köln stieg dann erst hinter Frankfurt, an der ersten Steigung Richtung Taunus, weißer Rauch auf. Eine Woche später stand der malade Bambino wieder in Backnang, glücklicherweise hatte Albert noch einen gebrauchten Motor im Fundus. Es sollte nicht der letzte bleiben. Wenn ich mich richtig erinnere, habe ich an diesem Auto in eineinhalb Jahren drei Mal den Motor und vier Mal das Getriebe gewechselt. In der Parklücke vor der Haustür! Nachdem ein Citroen dem Bambino in einer 30er-Zone mit ca. 80 km/h eine Breitseite verpasst hatte, dengelte ich das erstaunlich wenig deformierte Blech wieder halbwegs gerade und verkaufte den Fiat. Der Citroen war ein Totalschaden.

Motor-Ein- und Ausbau gehen beim Fiat 500 und Bambino wirklich sehr einfach und schnell. Aber es nervt, wenn man es andauernd machen muss. Auch das wäre mit dem heute vorhandenen Know-How anders gelaufen…

Bald darauf, meine CB 400 FOUR hatte ich gerade wieder schön hergerichtet, kam die doch etwas verlebte CB 200 disc eines Freundes in meine Kellerwerkstatt. Den Winter über wurde sie wieder sehr schön aufgepeppelt. Nur damit wegen eines vom Eigentümer immer wieder verschobenen Dichtringaustauschs an der Schaltwelle der frisch gemachte Motor mangels Öl auf der Autobahn verenden sollte. Seither habe ich nur noch eigene Fahrzeuge saniert…

Immerhin schon mal ein Platz zum Schrauben.

Mein Einstieg in die Schrauberei war also zunächst mal wenig optimal und nicht gerade von motivierenden Erfolgen gekrönt. Aber nach und nach habe ich begriffen, wieviel ich durch die aus Unwissen gemachten Fehler gelernt habe. Und weil ich einfach nicht gerne aufgebe, wenn ich etwas angefangen habe, und auch nicht gerne von anderen abhängig bin, habe ich mich nach und nach tiefer ins Thema gearbeitet. Wenn man dann ein schönes und funktionierendes Ergebnis vor sich stehen hat, sind Ärger, Verzweiflung und Frust schnell vergessen, dann überwiegt das Gefühl des Erfolgserlebnisses und der Zufriedenheit ganz klar.