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Es war im ersten Corona-Jahr, als mich Horst anrief. Ganz in meiner Nähe wurde aus einem Nachlass eine Honda CB 77 angeboten, die renntauglich war. Allerdings hatte sie längere Zeit gestanden. Ein Fakt, der nicht zu unterschätzen ist, Standschäden können kapitale Schäden sein. Aber der Preis war interessant. Da Horst gerade sehr eingespannt mit seinen Auswanderungsplänen war, bat er mich, das Motorrad anzusehen und gegebenenfalls für ihn zu kaufen.

Ich fand eine wirklich feine CB 77 vor. Volle 350 Kubikzentimeter, erleichterte Kurbelwelle, ein Renngetriebe waren verbaut, und ein originaler Honda-Race-Kit zierte sie. Keine Frage, sie war den Preis wert und ich kaufte für Horst, ich gebe zu, nicht ganz ohne Neid.

Der Verkäufer hatte aus dem Nachlass auch noch eine optisch etwas seltsam anmutende CB 72 im Angebot. Drei Wochen lang fuhr ich auf dem Heimweg von der Arbeit immer mal wieder vorbei und verhandelte mit ihm. Zuerst wollte ich ihm seine Überlegung ausreden, das schon etwas gerupfte Fahrzeug zu schlachten und in Einzelteilen zu verkaufen. Dann mussten wir uns noch über den Preis einig werden. Und einige Teile aus dem Fundus wollte ich auch noch, zum Beispiel den originalen Tank. Am Ende wurden wir bei einem wirklich guten Preis einig.

Da das Motorrad vom ehemaligen Besitzer anscheinend bis zum Schluss gehegt, gepflegt und gefahren wurde, gehe ich mal davon aus, dass die Technik so weit okay ist. Originale Race-Kit-Teile werden zu absurden Preisen gehandelt. Aber die Race-Kit-Sitzbank lässt sich leicht nachbauen, ein Zylinder für hochverdichtende 300-Kubikzentimeter-Kolben liegt bereit. Eine Auspuffanlage mit einigen Gebrauchsspuren, die der des Race-Kit sehr ähnlich ist, fand sich für sehr kleines Geld bei ebay-Kleinanzeigen. Der ehemalige Besitzer der Honda hat bereits hochwertige Armaturen und offene Vergasertrichter verbaut. Mit etwas Lack, einer sehr großen Inspektion und ein paar Umbauten sollte der kleine Renner also mit überschaubarem Aufwand auf die Piste zu bringen sein.