Gerd widmete sich da schon seinem Neuzugang, der Kawasaki W650. Auch bei ihm bestätigte sich eine alte Schrauber-Erfahrung: Putzen und polieren tun die meisten, aber die Wartung und sachgemäße Instandhaltung wird aus Unkenntnis und Geldmangel meist vernachlässigt. Im ungünstigsten Fall kann so ein Motorrad beim Kauf ein echter Blender sein. Das war hier zwar nicht der Fall, aber eine große Inspektion brachte dann doch ein wenig Handlungsbedarf ans Tageslicht.


Wenn man allerdings nicht aufpasst, kann sowas schnell ausufern. Die Yamaha von Gerds Sohn rief auch nach einer Inspektion, und plötzlich gab es da noch zwei Freunde die ebenfalls je eine W 650 fuhren. Man kennt das: „Wenn Du schon mal dabei bist…“

Und gleich noch ein Erlebnis, bei dem immer wieder Freude aufkommt: Wenn man erzählt bekommt, was im jeweiligen Forum für Motorrad XY verbreitet wird, und weshalb man also etwas so oder anders macht, oder unterlässt, weil es nicht notwendig ist. Mein Freund Ago reagiert inzwischen wie das berühmte HB-Männchen, wenn das Wort Forum fällt – was man ihm nicht verdenken kann. Hier wird zu 90% halbwahres Halbwissen + komplettes Unwissen = Bullshit verbreitet. Man kennt das, die Erde ist eine Scheibe…

Nun, Gerd war im Zweitberuf Sozialpädagoge und beherrscht die entsprechende Gesprächsführung, während seine Kenntnisse aus seinem Erstberuf als KFZ-ler zur Anwendung kommen. Und bei einem der W650-Eigner kommt dann sein Know-How aus dem Drittberuf Fahrlehrer zum Einsatz. Nach 40 Jahren Motorradpause sollte man piano starten.


Noch eine kleine Probefahrt und die Kawas sind startklar, während ich noch immer Werkstattwände neu verputze. Kleiner Trost: Dafür muss er nun im Wohnmobil schreinern und sich mit maladen Batterien rumärgern.


Peter hat inzwischen den Sitzbankrohbau für seine Münch vom Lackierer abgeholt, und das Ergebnis sieht vielversprechend aus. In die 3 mm dicke Stahlplatte, die mal der Deckel des kleinen Fachs werden soll, bohren wir an meiner Säulenbohrmaschine ein 16-mm-Loch für das Schloss. Unklar, wie er in das dicke Blech eine saubere Wölbung biegen will. Der Sitzbank-Rohling wandert inzwischen zum Sattler.

Stefan hat inzwischen das Ich-Weiß-Nicht-Wievielte-Herkules-Mofa auf der Hebebühne. Auch bei ihm ist ein altbekannter Effekt aufgetreten. Aus der ursprünglichen Absicht mit minimalen Technik-Eingriffen und etwas Politur ein gewinnbringendes Verkaufsobjekt zu machen, wird eine aufwendige Totalsanierung, so dass er gleich das erste Kaufangebot ausschlägt, und das Töff lieber behält.

Auf der Winter-Bike-Classic in Rüsselsheim treffe ich den Fahrerlager-Honda-FOUR-Kollegen Jörg, der noch immer mit seinem durch einen Arbeitsunfall verletzten Arm kämpft. Ich erzähle von meiner Werkstattsanierung, und siehe da: Er lässt sich anstecken.



Eigentlich sollte die CB72 Anfang November zu einem Foto-Shooting im Studio bei MOTORRAD CLASSIC abgeholt werden. Es tröstet mich, dass es nicht nur bei mir dieses ‚eigentlich‘ gibt. Dafür klappt es Anfang März dann, und schon nach wenigen Tagen war sie da. Aber vorher durfte sie die sanierte Werkstatt einweihen, denn nach ihrem Schotten-Einsatz parkte sie in der Garage unter einer Plane. Bevor sie abgeholt wurde, durfte sie auf die Hebebühne und wurde von mir von ihrem Schotten-Schmutz befreit und ausgehfein gemacht.

Gleich anschließend kam Piets 400er auf die Hebebühne für einen Ölwechsel, schließlich scharrt der junge Mann schon mit den Hufen. Seit Ende Oktober hatte sie in der Garage unter einer Plane geschlummert, noch nicht mal zu Schwimmerkammern leeren oder Batterie laden war ich gekommen. Und weil ich an dem Tag, an dem ich sie aus der Garage gerollt habe, erst etwas lustlos war und sie nicht zur Werkstatt schieben wollte, machte ich einen Startversuch. Benzinhahn auf, Choke rein, Zündung an. Anlasser-Knöpfchen gedrückt und sofort sprang der kleine Vierzylinder an. Keine Minute später lief er ohne Choke im Standgas sauber rund. Das hat mir dann doch ein zufriedenes Grinsen ins Gesicht gezaubert. Bis Anfang Mai muss sie nun wegen ihres Saisonkennzeichens noch warten.

Und dann gibt es da noch unsere Senioren-Alteisentreiber-Frühstücks-Runde. Diesmal wurde bei Peter gefrühstückt, und wir konnten uns von der gelungenen Sitzbank-Arbeit überzeugen. Der Deckel ist inzwischen angepasst, mit einem Schloss bestückt und verchromt, die Sitzbank gepolstert und in Echtleder bezogen. Das Ergebnis überzeugt.



Wir verabreden für Mai eine 3-Tages-Tour mit unseren alten Krädern, hoffentlich macht das Wetter mit.
Und dann hatte der Tag noch eine Überraschung für Ago bereit.
