Werkstatt

Sommerprojekt - Holz geht auch

Ja, das Thema Motorrad ist der Schwerpunkt dieser Website. Aber klar, es gibt auch noch andere reizvolle handwerkliche Tätigkeiten, nicht nur das Schrauben an Motorrädern. Tätigkeiten, deren greifbares Ergebnis dann ebenfalls neue Erfahrungen und einigen Spaß bringen können. Und Abwechslung kann gut tun und neue Horizonte eröffnen.

Armin

Im Mai 1993 war mein befristeter Arbeitsvertrag im Rahmen einer Vertretung Erziehungsurlaub ausgelaufen, und die anschließende Festanstellung war erst ab August finanziert. Drei Monate Freizeit also. Einige Jahre vorher hatte ich mit meinem Freund Albert nach einer Anleitung aus dem „Bastelbuch für Jungen“ zwei Holt-Kajaks gebaut und war mit ihm in Irland den Shannon ein Stück flussabwärts gepaddelt. Das hatte Lust auf mehr gemacht. Und Lust auf ein anderes Boot.

Mein Großvater war gestorben und in seinem Nachlass fand sich eine Hobelbank und einiges an Holzwerkzeug, denn er hatte vor dem Krieg eine Schreinerausbildung absolviert. Für eine Kanu-Tour im dienstlichen Kontext hatte ich im Jahr zuvor ein Yoho der Firma Gatz gemietet und war sehr angetan. Allerdings fehlte das nötige Kleingeld, und ein Holzkanu fand ich reizvoller als eines aus PE.

Also den Gatz-Katalog genommen, die Maße aus dem A-4-Foto genommen und hochgerechnet, und los ging es. Bug- und Heck-Rahmen konnte ich noch in meiner kleinen Kellerwerkstatt bauen, ebenso den Mittelteil. Hätte ich diese drei Teile aber da unten miteinander verleimt, wäre ich nicht mehr um die Ecken im Flur und die Kellertreppe hoch gekommen. Also wurde im dritten Stock weiter gebaut, da passte es diagonal in eines der Zimmer. Über die Spanten wurden insgesamt etwa 500 Leisten überlappend in zwei Lagen verleimt und verschraubt.

Der Nippeser Altbau wurde vom neuen Eigentümer gerade saniert und der Dachstuhl ausgebaut. Ich nutzte die günstige Gelegenheit und plante den Materialkran am Gerüst für den Kanubau mit ein. Der fertige Boots-Rohbau schwebte daran aus dem Fenster und aus dem dritten Stock runter auf die Straße. Die Restarbeiten wie Schleifen und Lackieren erledigte ich im Hinterhof, das wäre in der Wohnung auch nicht so angenehm gewesen.

Für die Jungfernfahrt ging ich mit einem Freund auf den Schwarzen Regen. Zwei Tage waren wir durch die Natur unterwegs, und es gab auf diesem Abschnitt nur einen einzigen Ort am Fluss, wo wir dann auch die erste Nacht verbrachten. Die Bedingungen waren gut, denn in der Nacht vor der Tour hatte es ordentlich geregnet. Das Kanu überstand auch etliche raue Stromschnellen, bei denen es mit Felsen ordentlich in Kontakt kam, völlig schadlos.

Erst der Umzug ins neue Haus machte ihm zu schaffen. Wegen der Ankunft in der Dunkelheit und mangels geeigneter Plane lag es die erste Nacht ungeschützt in der Einfahrt. Und ausgerechnet in dieser Nacht folgte auf Regen dann Schnee und Frost. Das verursachte an einigen Stellen, an denen das Holz wegen abgescheuertem Lack etwas Wasser gezogen hatte, entsprechende Schäden. Vor einiger Zeit habe ich begonnen, es instand zu setzen, musste aber aus Zeitmangel abbrechen. Die dafür notwendige Zeit sollte sich aber diesen Sommer finden lassen.